Maschinen können unsere Gefühlswelt erfassen. Wie gehen wir damit um?
Der Gedanke, dass Maschinen uns „auslesen“, unseren inneren Bereich erschließen, mag uns Unbehagen verursachen. Der erste ablehnende Impuls ist allerdings zu unbestimmt, um als angemessene Reaktion durchgehen zu können. Wenn es beispielweise gelingt, über die elektronische Messung von Regungen des Gehirns Ansatzpunkte für die medizinische Versorgung von Alkoholkranken zu finden, so wird man die Technik nicht pauschal ablehnen. Für eine solche Messung lässt sich der Patient freiwillig eine Fülle von Sensoren am Kopf anbringen, die noch deutlich uneleganter als Lockenwickler wirken. Die bewusste Entscheidung und die Freiwilligkeit für so eine Messung stehen außer Zweifel.
Jetzt wird es kritischer:
SRI International ist das Labor, welches Siri für das iPhone entwickelt hat. Siri ist weit fortgeschritten mit der Bemühung, eine Maschine auf menschliche Anfragen ähnlich intelligent wie menschliche Gesprächspartner reagieren zu lassen. Sie wirkt fast menschlich. Jetzt arbeitet SRI International an der nächsten Generation von virtuellen Assistenten, welche die Gefühlszustände eines Menschen auslesen. Dies erlaubt es der Maschine, sensibel auf den menschlichen Gesprächspartner zu reagieren. Das entstehende System SenSay Analytics wertet integriert den Gesichtsausdruck, den Klang der Sprache und die Gestik des menschlichen Gegenübers aus. Diese Informationen nimmt das System automatisch auf. Man kann Menschen vorab fragen, ob sie mit der Erfassung körperlicher Daten einverstanden sind. Die Freiwilligkeit ist aber keine Voraussetzung für das gute Funktionieren solcher Systeme.
Jetzt wird es konkreter:
Berichte über einen sprunghaften Fortschritt kommen nun aus der Schweiz: Die nViso SA in Lausanne bietet ausgereiftes „3 D Facial Imaging“. Die UBS hat dies begeistert aufgenommen, und im Rahmen eines bereits laufenden Pilotprojekts erkundet jetzt das System die Emotionen von Bankkunden. Es sucht nach den „verborgenen Wünschen der Millionäre“.
Nach herkömmlichem Verständnis ist es der Zweck einer umsichtigen Anlageberatung, dem Bankkunden Sachverhalte zu vermitteln und im Gespräch mit ihm geeignete Anlagestrategien zu entwickeln. Mit den hierdurch ausgelösten Investitionsimpulsen verdient die Bank Provisionen. Wenn jedoch die „verborgenen Wünsche des Kunden“ im Mittelpunkt des Interesses für die Auslösung von Impulsen steht, wo bleibt da die Strategie? Sollte es nicht doch auf objektive Kriterien der Geeignetheit für rational maßgeschneiderte Anlageziele ankommen? Besteht nicht das Geschick des erfahrenen Beraters gerade darin, die oft verhängnisvollen emotionalen Neigungen ihrer Kunden klug auszugleichen?
Jetzt kommt die einfache Lösung:
Die öffentliche Diskussion um ein Burka-Verbot erscheint jetzt in einem ganz neuen Licht: Die dem „3 D Facial Imaging“ ausgesetzte Bankkundin tut gut daran, während der Anlageberatung eine Burka zu tragen. Die Burka verbessert deutlich die Chancen für eine nicht von den eigenen Emotionen verzerrte und damit hochwertige Anlageberatung. Die Burka verhindert das Scannen von Gesichtsmuskeln und Iris. Das praktische Kleidungsstück verschleiert auch die verräterische Gestik. Auch Männer sollten ihre Scheu ablegen und sich im Sinne der Mehrung ihrer Ersparnisse für die Dauer eines Gesprächs einer Burka bedienen.
Dr. Martin Bartels, LightFin
2 Antworten
Da muss ich auch an Pokerspieler denken.
A.Chabert
🙂